Lehrausflug in das NS-Dokumentationszentrum Rheinland-Pfalz Gedenkstätte KZ Osthofen

Schülerinnen und Schüler sind während der Pandemie nicht nur schulisch zu kurz gekommen, auch Lehrausflüge, Projekte und jegliche außerschulischen Lernangebote wurden sehr stark eingeschränkt. Davon blieb auch der Literaturclub nicht unberührt, sodass während der letzten beiden Jahre der obligatorische Besuch in der KZ Gedenkstätte Osthofen aufgrund der Corona-Verordnungen ausbleiben musste. Desto erfreulicher war es, dass der Lehrausflug mit den Teilnehmern des gegenwärtigen Literaturclubs - unter Einhaltung der derzeitig geltenden Auflagen – zum Abschluss des Schuljahres 2021/2022 möglich war.   

Durch den Besuch der Gedenkstätte erhielten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit geographisch im eigenen Lebensbereich einen authentischen, außerschulischen Lernort kennenzulernen, der keine Schuld, Scham oder gar Bewältigung eines etwaigen singulären Ereignisses innehatte. An diesem historischen Tatort wurden keine Menschen getötet, keine rassistischen Vernichtungsziele umgesetzt: Es war im Wesentlichen ein politisches Umerziehungslager für die angrenzende deutsche Bevölkerung. Der Besuch umfasste also im Wesentlichen die konfliktbeladene Frage, wie in politischen Gesellschaften Menschen mit anderen Menschen umgehen. Nach Ankunft in Osthofen wurden wir von unserem Guide Frau Martina Kracht empfangen, der an dem Tag sowohl für die Expertise als auch für die Führung durch das Gelände gestellt wurde. Die Exkursion bestand aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Zu Beginn der Veranstaltung wurde der Gruppe eine Power-Point-Präsentation vorgeführt, in der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mehr über die Geschichte des Konzentrationslagers und der Inhaftierten erfuhren. Während der Präsentation gab es Raum für Fragen und Anmerkungen, es fand ein spannender und neugieriger Austausch zwischen den Mitgliedern des Literaturclubs und der Expertin Frau Kracht statt. Dabei sorgte gerade der regionale Einzugsbereich der Häftlinge für Aufregung und es trat der Charakter des Lagers in den Fokus: nämlich die unmittelbar angrenzende Bevölkerung einzuschüchtern, zu terrorisieren und ideologisch umzuerziehen. Nach der Präsentation wurde die Gruppe an unterschiedliche Orte des Lagers geführt. An den einzelnen Stationen erhielt die Gruppe Input zur Sinnhaftigkeit der jeweiligen Einrichtung und der darin geltenden Maßnahmen. Dort wurden die organisatorischen Strukturen, die Abläufe, Sinn und Zweck etwaiger bürokratischer Maßnahmen erörtert. Exemplarisch schilderte die Expertin authentische Erlebnisse einzelner Häftlinge. Die Schülerinnen und Schüler konnten sich somit einerseits Eindrücke aus Besucherperspektive machen, andererseits erfuhren sie direkt an einem authentischen Ort von authentischen Häftlingserlebnissen, die dokumentiert und erhalten werden konnten. Nach der Führung bekamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Erkundungsaufgabe, die an einen offengehaltenen Schreibanlass gekoppelt war. Die Aufgabe konnte gemeinsam mit einem Partner oder einer Partnerin durchgeführt werden. Der Schreibanlass bestand darin, sich einen der prägnanten Orte auszusuchen, der emotional oder intellektuell besonders ergreifend war. Im Anschluss daran wurden die Ergebnisse vorgestellt und die Erlebnisse des gesamten Tages gemeinsam reflektiert.   

Alle Schreibprodukte und Bilder der prägnantesten Stationen wurden auf den beiden nachstehenden Plakaten festgehalten.   

 S. Momtahen  

Leiter des Literaturclubs  

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