Abraham-Pokal wurde weitergegeben

Am 12.10.2020 musste sich die Alexander-von-Humboldt-Schule vom Abraham-Pokal trennen. Eigentlich hätte dieser schon am 15.03.2020 in Mannheim weitergegeben werden sollen, aber die Corona Pandemie brachte auch in diesem Zusammenhang alle Planungen durcheinander. Der Pokal wurde durch den Lehrer und Projektleiter Timm Clausen an die Schulsprecherinnen der Geschwister-Scholl-Schule in Mannheim-Vogelstang weitergereicht. Die Übergabe fand in einem kleinen feierlichen Rahmen im Innenhof der Geschwister-Scholl-Schule in Anwesenheit des Stadtrats Markus Spengler und des zum Vorstand der „Christlich-Jüdischen-Gesellschaft Rhein Neckar“ gehörenden Bernhard Abraham-Pokal_AvH.jpgBoudgoust statt. Die Alexander-von-Humboldt Schule erhielt für die Leistungen aus dem Abraham Jahr eine Urkunde aus den Händen von Bernhard Boudgoust und wird diese nun im Foyer der Schule aufhängen. Der Abraham-Pokal wird seit dem Jahr 2001 in Mannheim und seit dem Jahr 2003 in Ludwigshafen als Wanderpokal an Schulen vergeben. Er stellt in seiner Konzeption aber keinen klassischen Preis für erbrachte Leistungen dar, sondern fordert die Trägerschulen des Pokals dazu auf, sich ein Jahr verstärkt mit den Themen Antisemitismus, Rassismus und Verständigung zwischen den drei abrahamitischen Religionen zu beschäftigen und Projekte in diesem Sinne zu realisieren. Die Alexander-von-Humboldt-Schule ist besonders stolz, Trägerin dieses Pokals gewesen zu sein, da sie die erste Schule außerhalb der Stadtgrenzen von Mannheim und Ludwigshafen ist, die diese Aufgabe übernehmen durfte.

„Unsere Schule hat das Jahr sehr überzeugend genutzt und trotz der kurzen Vorbereitungszeit viele beeindruckende Projekte im Sinne der Idee dieses Preises realisiert und umgesetzt“, zeigt sich Timm Clausen zufrieden.

Im Abraham-Jahr wurde die Gedenkstätte Buchenwald von allen zehnten Klassen des Realschulzweiges der AvH besucht. Bei der Exkursion auf das ehemalige Schlachtfeld von Verdun wurden am Gebeinhaus dezidiert die Gedenkstätten der christlichen, muslimischen und jüdischen Gefallenen dieser schrecklichen Schlacht besucht. Einige engagierte Schülerinnen fungierten während der Ausstellung „Konzentrationslager Ravensbrück“ in der Apostelkirche Viernheim als Ausstellungsführerinnen und während der Eröffnungsfeier zu dieser Ausstellung sorgte die AvH-Klezmer Band unter der Leitung von Frau Andresen und Herrn Pleil für den würdigen musikalischen Rahmen. Auch im Jahre 2019 engagierte sich die Arbeitsgemeinschaft „Stolpersteine“ bei der Verlegung dieser Steine und informierte die Viernheimer Bevölkerung über die Menschen und ihre Schicksale, die sich hinter den verlegten Stolpersteinen befinden. Auch bei der Gedenkfeier zur Reichspogromnacht am 09.11.2019 in der Kulturscheune trugen Schülerinnen der AvH mit Texten zu jüdischen Schicksalen in Viernheim und musikalischen Beiträgen zum würdigen Rahmen dieser Veranstaltung bei. Im Dezember war der jüdische Religionsforscher Prof. Dr. Yuval Lapide zu Gast an der AvH und berichtete von dem Leben seiner Vorfahren in Wien und Franken vor der Katastrophe der Shoa. Am 27.01.2020 beteiligte sich ein Geschichtsgrundkurs unter der Leitung ihres Lehrers Herr Tritsch an einer hessenweiten Aktion des Arolsen Archives und half die Namen von deportierten und verschwundenen Menschen in ein Online-Archiv einzutragen, um ihre Schicksale wieder nachvollziehbar zu machen und vor dem Vergessen zu retten.

Der Höhepunkt des Abrahamjahres war aber sicher die Exkursion mit über 50 Schülerinnen und Schülern der AvH in die polnische Stadt Krakau und die Gedenkstätte Auschwitz im Januar 2020. Die Gruppe aus Viernheim konnte sich vor Ort über die Schrecken des Vernichtungslagers Auschwitz und das Wüten der deutschen Besatzer gegen die jüdische Bevölkerung in Polen während des zweiten Weltkrieges informieren und aufgrund des Besuchs der historischen Orte eine plastischere Vorstellung der 

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schrecklichen Geschehnisse entwickeln. Höhepunkt der Exkursion war die Videokonferenz mit der heute in Israel lebenden Hanna Sabioni, die als kleines Mädchen den Holocaust gesehen und überlebt hat. Diese Möglichkeit wurde den Schülerinnen und Schülern durch Herrn Avi Daniel ermöglicht, der sowohl den persönlichen Kontakt herstellte als auch die Videokonferenz technisch erst möglich machte. Die Teilnahme eines aus Israel stammenden Juden, dessen Familie viele Tote durch die Shoa zu beklagen hat, war etwas ganz Besonderes und führte immer wieder zu eindrucksvollen Gesprächen und neuen Perspektiven. Die Leiter*Innen dieser Exkursion Frau Ranalder, Herr Koch und Herr Clausen waren sich einig, dass diese Fahrt unbedingt wiederholt werden müsse, da nichts so eindrücklich ist, wie Geschichte am Ort des Geschehens zu erfahren.

„Gerne hätten wir unsere Projekte am 15.03.2020 in der „Jugendkirche Samuel“ vor großem Publikum präsentiert. Wir haben das Abraham-Jahr voll genutzt und konnten alles umsetzen, was wir uns vorgenommen hatten. Besonders die Exkursion nach Krakau/Auschwitz und die AvH-Klezmer Band werden sicher über das Abraham-Jahr hinaus weiter geführt und viele Bausteine des Abraham-Jahres, wie die Besuche in Buchenwald, Verdun oder die Verlegung von Stolpersteinen in Viernheim, gehören seit Jahren zum festen Bestandteil des Jahreskalenders unserer Schule. „Der Kampf gegen Antisemitismus und die Arbeit gegen das Vergessen ist in unserer Schulgemeinde tief verankert und wird auch ohne das Abraham-Pokal verlässlich weitergeführt“, zeigte sich Projektleiter Timm Clausen sehr zufrieden.

(Timm Clausen)